von Gert Sudholt
Wenige Tage vor der EU- Wahl über Europa zu sprechen, verpflichtet dazu, zu den aktuellen Fragen der noch 28 Staaten umfassenden Gemeinschaft zu schweigen oder gar irgendwelche Prognosen zu wagen oder gar Empfehlungen auszusprechen. Nur so viel: Ob der holländische Sozialist Frans Timmermans mit seiner KGB-Attitude oder der weichgespülte CSU- Mann Manfred Weber das Rennen macht, ist ziemlich gleichgültig. Timmermans hat aber als Vizepräsident der EU-Kommission rhetorische Spuren hinterlassen, die zum Nachdenken verpflichten, als er Anfang 2016 bei einem Vortrag beim Grundrechte-Kolloquium erklärte,
„die Zukunft der Menschheit beruht nicht länger auf einzelnen Nationen und Kulturen, sondern auf einer vermischten Superkultur“

Darüber hinaus hat er das EU-Parlament aufgefordert, die Anstrengungen zu verstärken, die „multikulturelle Diversität“ bei jeder einzelnen Nation weltweit zu fördern und hat dann dazu aufgerufen
„monokulturelle Staaten auszuradieren“.
Er trat damit in die Fußstapfen des früheren EU-Präsidenten Barroso, ehemals portugiesischer maoistischer Sektierer, der die Auffassung vertrat, das Ziel der EU müsse sein, „die Souveränität der europäischen Staaten zu brechen“. Von Manfred Weber der als farblos gilt, sind derartige entlarvende Sprüche nicht bekannt. In seinem Wahlkampf machte er jedoch deutlich, dass er unter Europa nur die EU versteht, dass er eine Vertiefung der Integration gefordert hat, die letztendlich in den sog. „Vereinigten Staaten von Europa“ münden soll. Diese Beschwörungsformel mag noch für die Brüsseler Selbstbefriedigung taugen, mehr aber nicht. Sie erinnert beängstigend an die seinerzeitigen Agitprop-Exzesse der kommunistischen Regime. Darüber hinaus tritt er für eine Sanktionspolitik gegen Russland ein und entpuppt sich als überzeugter Atlantiker, ist er doch ein leidenschaftlicher Gegner der North-Stream pipeline, das russisches Gas nach Europa liefern soll und weil preiswerter, eine echte Alternative zu dem teuren US-Fracking Gas ist.

Der Titel meines Vortrages mag den Einen oder Anderen erstaunen. Ich habe ihn deshalb gewählt, weil ich mich nur am Rande mit Eurorettung, mit krummen Gurkenverordnungen, der Frage der Sommer- und Winterzeit oder anderen tagespolitischen Ereignissen befassen will. Es soll aber versucht werden, ein wenig hinter die Kulissen zu blicken, die Geschichte unseres Europas zu skizzieren und daraus zu den tieferen Vorstellungen eines vernünftigen Europas vorzustoßen, um am Schluß vielleicht doch noch einige zeitkritische Bemerkungen loszuwerden.
Im Rahmen eines weitgehend unbekannten „Bellevue-Forums„, gesponsert auch von der Bertelsmann-Stiftung hielt der damals amtierende Bundespräsident Gauck im Frühjahr 2013 eine schon im Vorfeld als historisch bedeutend hoch gelobte Rede, in der er von den Deutschen nicht nur intensivere Integrationsbemühungen, sondern vor allem einen europäischen Patriotismus sowie ein >europäisches Deutschland< forderte.
Bei kritischer Betrachtung bedeutete diese Sentenz, „Deutschland solle in Europa aufgehen“, was einer Zerstörung und einem zwangsläufigen Untergang des tatkräftigsten Volkes in der Mitte Europas gleichkommen würde.
Wie sagte schon Friedrich Hebbel vor bald eineinhalb Jahrhunderten:
„Alle Nationen hassen den Deutschen! Wenn es ihnen aber je gelingen sollte, ihn von der Erde zu verdrängen, wird ein Zeitpunkt kommen, wo sie ihn am liebsten wieder mit den Nägeln aus der Erde kratzen möchten.“
Ob Integration von Migranten aus der Osttürkei, Nord- oder Westafrika von Erfolg gekrönt sein kann, liegt nicht an den Deutschen sondern in erster Linie an den Menschen, die aus diesen Ländern kommen und in Deutschland großenteils sozialen Netzen zur Last fallen, also nichts oder wenig zum Wohle des Gastlandes beitragen.

Auf welche Weise sie unser Land und unser Volk bereichern, wie der hoch zu verehrende Herr Ex-Bundespräsident meint, könnte er vielleicht in einer weiteren seiner epochalen Reden darstellen und dokumentieren.

Viele Bürger vertreten andere Meinungen. Sie sind der Auffassung, ein Großteil der Einwanderer sind keine Leistungsträger, sondern Leistungsnutznießer, die von der Tüchtigkeit Anderer ein angenehmeres Leben führen wollen. Früher nannte man solche Individuen Schmarotzer oder Nassauer.
Der Aufruf des einstigen Pastors eines kleinen Rostocker Kirchensprengels zu „europäischem Patriotismus“ wird nicht nur Nachdenkliche erstaunt haben. Wissen sie doch noch, dass man den Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg jede Spur von Patriotismus, von Nationalgefühl, geschweige denn Nationalstolz nicht nur mit Worten ausgetrieben hat. Es gehörte und gehört schließlich zum guten Ton der Bonner und Berliner Republik, auf einer Schleimspur der Schuld zu kriechen, von einer Vorbildfunktion ganz zu schweigen. In Sack und Asche hat man bis heute zu gehen, wenn man von Meinungsführern akzeptiert und von den Etablierten gefördert werden will. Gauck wollte und will, dass der Weg unedler Selbstverleugnung fortgesetzt wird. Als vor vielen Jahren Leute mit Zivilcourage Aufkleber mit den Worten >Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein< verteilten und diese sogar an ihre Fahrzeuge klebten, ging ein Aufschrei moralischer Entrüstung von Helgoland bis zum Bodensee. Vertreter zumindest dreier Konfessionen, Ausländerbeiräte, Gewerkschaften, antifaschistische und sonstige vermeintlich fortschrittliche Kräfte stimmten laut in den Chor der Empörung ein: unsere Geschichte verbiete solcherlei Gefühlsäußerungen. Manch neutraler Beobachter mag sich damals gefragt habe, ob Deutschland nur in den Jahren 1933 bis 1945 bestanden hat. Als hätten nicht manche Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation Deutschland und Europa sehr viel gegeben, als hätten nicht – jeder auf seine Art- Guttenberg, Luther, Bach, Goethe, Kant, Mozart, Beethoven, Friedrich der Große oder Bismarck Leistungen von bleibendem Wert und nicht nur für Deutschland erbracht.

Als dann auch noch beherzte Politiker zu eben dieser Zeit um das Jahr 2003 eine deutsche „Leitkultur“ ins Gespräch brachten, wurden ihnen vor allem von jenen von den 68ern unterwanderten Leitmedien mehr oder minder deutlich faschistoide Züge oder Motive unterstellt. Wenig später verschwanden diese wackeren Persönlichkeiten von der politischen Bühne oder wurden von den Kerners, Plasbergs, Lanzs, Maischbergers, Heribert Prantls oder Jakob Augsteins von Bildschirmen und aus Zeitungsspalten verbannt.
Wir können also festhalten: Deutscher Patriotismus, der sich organisch aus historischen Gegebenheiten über Jahrhunderte entwickelt hatte, war seit über 50 Jahren zu Zeiten der Bonner Republik strengstens unerwünscht , spätestens seit der Etablierung der Berliner Republik nur etwas für „Schmuddelkinder“.
Nun wurde uns im Jahre 2013 des seinerzeitigen Bundespräsidenten ein europäischer Patriotismus ans deutsche Herz gelegt. Selbstverständlich wird schon seit Jahren der Name unseres Kontinents > Europa< synonym für das den Europäern von jenseits des Atlantiks verordnete politische Konstrukt EU verwendet. Was soll also ein europäischer Patriotismus bedeuten?
Sollen wir etwa mit stolz geschwellter Brust durch die Lande ziehen und glücklich darüber sein, dass wir den kränkelnden Süden dieses Kontinents finanzieren dürfen, derweil die Infrastruktur unseres Vaterlandes verkommt, fleißige Menschen nicht mehr von ihrer Arbeit leben können, da der Staat ihnen immer tiefer in die ohnehin fast leeren Taschen greift?

Sind etwa Politiker wie der meist trunkene Kommissionspräsident Jean Claude Juncker, der unsägliche Pole Tusk als Präsident des Europäische Rates oder die Italienerin Mogherini mit kommunistisch-sozialisten Hintergrund als Außenbeauftragte Vorbilder, zu denen die Bürger Europas von Kap Sounion bis zum Nordkap mit leuchtenden Augen aufblicken können, ihre rechte Hand ans Herz führen und mit starker Stimme „Freiheit schöner Götterfunken“ schmettern?

Es mag Zweifler geben, die glauben, dass dieses Trio infernale bei passender Gelegenheit eher dazu veranlassen könnte, Europa und deren europäischen Vorstellungen rasch den Rücken zuzuwenden und das Weite zu suchen. Blickt man dann auch noch in das Rund des Europäischen Parlaments, an dessen Spitze viele Jahre der Sozialdemokrat Martin Schulz stand, der einmal meinte,
Migranten seien wertvoller als Gold,
wird aus Zweifel Gewissheit: mit solchen EU- Repräsentanten, deren Bezüge in keinem Verhältnis zu ihrer Leistung stehen, ist auch beim besten Willen kein Staat zu machen.
Die Rückschau auf unsere Geschichte inmitten Europas sollte freilich Mut machen, wie es einmal der große sudetendeutsche Historiker Helmut Diwald treffend formuliert hat. Es ist ein eurozentrisches Weltbild, das das Denken der Menschheit beherrschte, und von ihr auch widerspruchslos angenommen wurde, weil es kein Gegenargument dagegen gab.
Mit der Völkerwanderung begann die moderne Weltgeschichte, eine vergleichslos bestehende Leistung europäischer Völker und Männer. Seit damals der germanische Ansturm auf später deutschem, französischem, englischem, spanischem und italienischem Boden zu stehen kam, hat sich das Bild des europäischen Kontinents, so wie wir es heute sehen, nur geringfügig verändert. Die drängenden Völkerscharen wurden sesshaft, das Blut der Eindringlinge mischte sich mit dem der Träger des Römischen Reiches, das griechische Kulturerbe wurde angenommen und weiter getragen, und es formte sich der unübersehbare Strom von Mut, Tatkraft und Genialität der fast zwei Jahrtausende in die Welt hinaus geströmt ist.

Fast alles, was seitdem gilt in der Welt – nicht nur an Macht, sondern auch an Recht – Geist, Wissen, Kunst, Lebenshaltung geht zurück auf die europäischen Völker. Ob wir an die großen Staatenbildner, an Philosophen und Erfinder, an Dichter und Musiker, an Bahnbrecher eines offenen Lebensstils denken: es wäre müßig zu behaupten, sie alle wären Engländer oder Deutsche, Franzosen oder Spanier gewesen – aber unbestreitbar und felsenfest steht die Tatsache: sie alle waren Söhne und Töchter europäischer Völker.
Ja, dass wir überhaupt von einer Welt sprechen können, daß sich unser Blick seit Jahrhunderten über den ganzen Erdball ausgeweitet hat, ist allein das Werk dieses leidenschaftlichen Kreises faustisch ins Unbekannte strebender Völker: Überall waren es kühne Europäer, wie Marco Polo, von Humboldt oder Charles Darwin, die in die Welt hinauszogen – und sie eroberten.
Gewiss waren die gern gebrauchten Formeln von Religion, Humanität, Fortschritt im Munde der europäischen Konquistadoren düstere Täuschungen – meist auch mehr oder weniger fromme Selbsttäuschungen. In Wirklichkeit aber wurde weder Glück noch Frieden durch die europäische Welteroberung und Weltbeherrschung verbreitet. An der weltgeschichtlichen Bedeutung für die Völker, die erst dieses Anstoßes bedurften, um aus der Dämmerung ihres bisherigen Zustandes in das volle Licht des Tages einzutreten, ändert sich damit wenig. Die Weltgeschichte fragt bekanntlich nicht nach dem augenblicklichen Ereignis, sondern nach der bleibenden Wirkung. Sie bietet auch kein menschliches Wertmaß. Deshalb bedeutet die klare Erkenntnis der historischen Leistung und Stellung der europäischen Völker keine Herabsetzung anderer Nationen. Die Erkenntnis und geschichtliche Wertung der Verschiedenheit der Menschen und Völker ist weder ein Freispruch noch eine Verdammung. Die in der Französischen Revolution erhobene Forderung nach Gleichheit der Menschen sollte zwar vor dem irdischen und dem himmlischen Richter Bestand haben. In einer Welt aber, in der die Erfahrungen der Biologie und der Naturgesetze an Bedeutung gewinnen und die Völkerkunde einen zunehmend wichtigen Platz in den Geisteswissenschaften einnimmt, hat dieser Gleichheitsglaube von den gegenwärtigen Fortschrittsfanatikern längst nichts mehr zu suchen.

Noch einen weiteren Irrtum gilt es auszuschalten, nicht der Raum Europa ist das primär Wichtige; sondern stattdessen die Völker, die sich in diesem Raume – vielleicht sogar zufällig – gesammelt haben. Deshalb ist die Tatsache, dass ein – geographisch gesehen – außereuropäischer Staat, die Vereinigten Staaten von Nordamerika, im letzten Jahrhundert zum Rang einer Weltmacht emporgestiegen sind, kein Gegenbeweis gegen die Tatsache, dass europäische Geschichte und Weltgeschichte im Kern identisch sind. Es waren nicht die Ureinwohner Nordamerikas und die Enkel der Sklaven aus Afrika, die jene noch immer junge Nation bilden, sondern sie hat sich aus einer robusten Mischung von Söhnen und Töchtern fast aller europäischen Völker geformt.

Wie auch immer wir die Vergangenheit betrachten, um aus ihr Schlüsse für die Gegenwart und Zukunft zu ziehen – es ist und bleibt ein Faktum, dass die vielen Völker, die die Erde bewohnen, in ihrer geschichtlichen Wirksamkeit und deshalb auch in ihrer politischen Bedeutung verschiedenes Gewicht besitzen und dass die Weltgeschichte bis zu Beginn des letzten Jahrhunderts weitgehend europäische Geschichte war.
Dieser Schwerpunkt ist so deutlich ausgeprägt, dass sich feststellen lässt: sollten die europäischen Völker einmal so müde und krank werden, daß sie aufhören Geschichte zu machen, so wird die historische Zeit in eine wohl ebenso geschichtslose posthistorische Periode übergehen wie ihr eine schleierhafte prähistorische Epoche vor mehreren kaum dokumentierten hunderttausend Jahren vorangegangen ist. Der Neandertaler und der Junge von Turkanasee am Großen afrikanischen Grabenbruch lassen grüßen.
Noch allerdings scheint diese Zeit nicht gekommen, denn noch leben die europäischen Völker, wie sie seit über dreitausend Jahren unsere Welt geformt haben. Die Anzeichen schwerer ja sogar tödlicher Krankheiten wird der aufmerksame Ethnologe jedoch feststellen müssen.
Wer HEUTE nüchtern und mit sachkundigem Interesse auf die Geschichte und Entwicklung Europas zurückblickt , sollte sich nicht nur der verordneten Geschichtsbüchern und seiner Rechtsprechung bedienen, sondern sich ein eigenes Bild machen und zu Tagebüchern, Erinnerungen und vergilbten Zeitungsberichten greifen, um zu erfahren, was dieser Kontinent vor 1914 einmal gewesen ist.

Viele der damaligen Zeitgenossen, die in jener märchenhaft entfernten Zeit über die Meere gefahren sind, die Kontinente erforscht und Infrastrukturen geschaffen haben, sind Zeugen der großartigen Stellung die noch vor vielen Jahrzehnten dem weißen Mann- repräsentiert durch die Europäer – in allen Ländern und Völkern des weiten Erdkreises ganz selbstverständlich eingeräumt erhielt: Die Weltmeere wurden unbestritten beherrscht von der Britischen Flotte, es gab keinen Einspruch gegen die zahlreichen Bestrebungen fast aller europäischen Staaten in allen Teilen der Erde aktiv zu werden, die Hauptstädte unseres Kontinents bildeten die Zentren der Weltpolitik und des Welthandels, von hier ging der pulsierende Kraftstrom moderner Leistung aus, hierher kehrte er wieder zurück. Also eine win-win- Situation.

Es lohnt sich insbesondere aus dem gegenwärtigen Blickwinkel darüber nachzudenken, welche großartige einmalige Position innerhalb von nur wenigen Jahrzehnten verloren ging, weil man es zuließ, dass britisch-deutsche Rivalität und französisch-deutsche Spannungen dazu herhalten mussten, dass zwei Weltkriege entbrannten, deren Folgen noch immer die Völker belasten. Versucht man tiefer in die Geschehnisse einzudringen, so zeigt sich die erstaunliche Tatsache, dass die Katastrophe der europäischen Bruderkriege trotz aller furchtbaren Ergebnisse doch einen Kern enthüllt, der uns Mut machen und das Zweifeln und Verzweifeln verbieten sollte. Der Ausgangspunkt der Entwicklung war in keinem europäischen Volk Schwäche sondern im Gegenteil. Stärke, zwar falsch angewandt, aber höchst lebendige Kraft hat unser Schicksal bestimmt.
So aber war die Entwicklung von 1914 – 1945 garnicht: zweimal gingen die großen europäischen Völker zuerst unter sich aufeinander los und erst als sie sich leidenschaftlich zerfleischt und geschwächt hatten, gelang es schließlich den Vereinigten Staaten von Nordamerika – und im Zweiten Weltkrieg- auch der Sowjetunion das entstellte Weltbild von 1915 und die Lage von 1945 zu schaffen, die sich bald ein dreiviertel Jahrhundert später nur in Details geändert, aber nicht unbedingt verbessert hat.
Mit dem Beginn der Neueren Zeit fällt das Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 zusammen. Die damaligen Groß- und Mittelmächte der angrenzenden Staaten des darniederliegenden Deutschen Reiches verhandelten über Jahre, um vor allem für Mitteleuropa – recte den deutschen Sprachraum – eine Friedensordnung zu schaffen. Nach einem jahrelangen Tauziehen, das bis an die Grenzen der kriegführenden Staaten ging, wurde verhandelt und gefeilscht. Schon damals ging es nicht um Glaubensfragen, sondern um Land, Beute und Macht. Aber es wurden Kompromisse und Ergebnisse erzielt, die von Schönheitsfehlern abgesehen, doch bis zum Ende des französischen Versuchs, sich Europa untertan zu machen, hielten.

Der Wiener Kongress von 1815 löste die Friedensordnung von 1648 ab und den napoleonischen Kriegsabenteuern folgte eine Epoche des Friedens, lediglich unterbrochen von den deutschen und italienischen Einigungskriegen. Es folgte das Zeitalter Bismarcks, das immer noch auf den Grundlagen des Wiener Kongresses, den Frieden in Europa sicherte. Erneut waren es die kontinentalen Nachbarn und die atlantischen Seemächte, die vor allem an der Niederwerfung und Verbannung des jungen Deutschen Reiches aus dem Kreis der europäischen Großmächte interessiert waren. Nach dem gescheiterten Versuch, eine französische Vorherrschaft in Europa zu errichten, folgte eine Phase der sog. „balance of power“, des europäischen Gleichgewichts, in der die fünf europäischen Großmächte England, Frankreich, Russland, Deutschland und Österreich große Kriege auf dem Kontinent verhinderten.

In Krisenzeiten fanden wie 1878 in Berlin Zusammenkünfte dieser Mächte statt. Dort sollten politische Lösungen gesucht und gefunden werden, um militärische Auseinandersetzungen zu verhindern werden. Das klappte bis in das erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts.

Wer heute in den 54 vergilbten Bänden der > Großen Politik der europäischen Kabinette nicht nur oberflächlich blättert, wird nach sorgfältiger Durchsicht zum Schluß kommen, daß Europa damals nicht in einen Krieg hineingeschlittert ist, daß auch keine Schlafwandler am Werk waren, wie es etwa der angloaustralische Historiker Christopher Clark sieht, sondern eine bewusste Einkreisung des Deutschen Reiches und der Donaumonarchie mit dem Ziel der Verbannung des deutschsprachigen Elements aus dem Konzert der Großmächte.
Dies konnte klappen, wenn sich Frankreich, Russland und England einen neuen Partner suchten. Sie fanden diesen in den wirtschaftlich aufstrebenden und zu neuen Zeilen strebenden Vereinigten Staaten von Nordamerika. Zu viert hoffte man in Paris, London New York und St. Petersburg die europäische Mitte niederringen zu können und das Erbe des Vielvölkerstaates Österreich und des saturierten Nationalstaates Deutschland antreten zu können.
Die Rechnung hatten die scheinbar klugen Köpfe ohne New York gemacht. Dort verfolgte man langfristige Ziele: man wollte nicht nur Deutschland und Österreich politisch ausschalten, sondern auch Russland mittels Revolutionen auf die Ränge verweisen, und über kurz oder lang auch das britische Weltreich beerben und Frankreich weiter den unerfüllten Traum von der „grande nation“ träumen lassen.
Dies konnte nur mit Hilfe der jungen nordamerikanischen Großmacht erreicht werden Russland spielte nach den beiden Revolutionen des Jahres 1917 keine Rolle mehr.

In den Diktaten von Versailles und St. Germain wurden die ehemals führenden Mächte Europas, das Deutsches Reich mit dem Kaisertum Österreich zu nachrangigen Regionalmächten heruntergestuft.
„Meine jungen Freunde, seien Sie ohne Sorge über Ihre militärische Zukunft. Der Friede, den wir soeben gemacht haben, sichert Euch zehn Jahre der Konflikte in Europa!“
Kein geringer als der französische Ministerpräsident George Clemenceau prophezeite den Offiziersschülern von St. Cyr unmittelbar nach dem karthagischen Friedensschluss in Versailles 1919 mindestens ein Jahrzehnt neuer Konflikte in Europa.
Damit rühmte sich der greise, erbitterte Gegner der Deutschen, daß man im umfangreichen Paragrafendschungel dieses Dokumentes ausreichend Minen gelegt hatte, um nach Gutdünken der Mächtigen die Brandfackel eines neuen Krieges nach Europa zu tragen, daß die für diesen Vertrag Verantwortlichen ferner garnicht vorhatten, eine europäische Friedensordnung wenigstens zu entwerfen, geschweige denn durchzusetzen.

Ihnen, insbesondere den Europäern und allen voran Frankreich und Italien ging es um Landgewinn, Beute und Rache, während die USA vorrangig das alte Europa mit seinen Monarchien und den Habsburger Vielvölkerstaat zu zertrümmern gedachten. Auch ihnen ging es vorrangig um Finanz-und Wirtschaftsfragen.
Frankreichs Hass, der britannische Neid auf den Emporkömmling Deutschland und der US-amerikanische Phantast im Weißen Haus haben diese Niederwerfung in Versailles und St. Germain erzwungen.
Das Ziel der Hintergrundmächte war und ist es bis in die Gegenwart geblieben, diesen Kontinent zu schwächen und zu beherrschen, indem beinahe unzählige Kunststaaten ins Leben gerufen wurden, die jedoch auseinanderfielen, sobald sich eine Gelegenheit bot. Klassische Bespiel ist das Auseinanderfallen der Tschechoslowakei vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, seine Wiedergründung durch die „Großen Drei“ auf der Siegerkonferenzen Jalta und Potsdam und das Begräbnis Erster Klasse nach der Implosion der Sowjetunion 1990. Ähnliches widerfuhr Jugoslawien, das Josip Broz Tito einst mit eiserner Hand zusammenhielt. Nur wenige Jahre nach Titos Tod explodierte das Pulverfaß auf dem Balkan und kulminierte in einem weiteren blutigen Balkankrieg. Bosnien und das Kosovo wären ohne EU-Tropf nicht lebensfähig. Schon in Jugoslawien war vor allem das Kosovo ein chronischer Unruheherd. Daß der lange Arm islamischer Staaten Bosnien und das Kosovo in deren Sinne zu strategischen Stützpunkten umstrukturiert, führt zu keiner Konsolidierung des Friedens sondern eher zu einer instabilen und brüchigen Zwischenlösung.
In letzter Konsequenz waren das Folgen der verhängnisvollen Zerschlagung der Donaumonarchie und der Amputation Österreichs zur Alpenrepublik verbunden mit dem sog. Anschlussverbot, das 1938 transitorisch überwunden wurde und 1945 wieder fröhliche Urständ feierte. Sowohl nach 1919 als auch nach 1945 war Österreich kein lebensfähiger Staat; erst durch den Beitritt zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und die neuerliche Nähe zur alten Bundesrepublik hatte die Alpenrepublik eine langfristige Perspektive.
Eine weitere substantielle Schwächung traf die europäische Mitte. Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Versailler Diktat wurden elementare wirtschaftliche Regionen Deutschlands vor allem den Polen und Franzosen zugeschlagen. Nach 1945 wurde ganz Ostpreußen zwischen Polen und Rußland aufgeteilt.

Das Land zwischen Elbe und Oder wurde ein eigener Staat, das Saargebiet für 10 Jahre unter französische Verwaltung gestellt und die alte Bundesrepublik wurde in eine fragwürdige europäische Einigung eingebettet. Als 1990 der Traum von der Vereinigung der beiden deutschen Staaten Wirklichkeit wurde, war der Preis der Verzicht auf die D-Mark, die sowohl die „Verbündeten und Partner“, also Frankreich und Großbritannien als Bedingung einforderten. Damals schrieb eine französische Zeitschrift: Maastricht ist das Versailler Diktat ohne Vertrag. Das ist die Wirklichkeit der immer wieder beschworenen westlichen Wertegemeinschaft. In Wirklichkeit sind sie immer noch Gegner unter dem heuchlerischen Mantel von Humanität, Demokratie und Menschenrechten.
Wenn wir heute über Europa denken und sprechen, müssen wir das 20. Jahrhundert mit in unsere Überlegungen einbeziehen, das von Versailles und seinen Folgen geprägt ist. Erstmals in der Neueren Geschichte des Abendlandes hatten sich die damaligen Sieger nicht mehr die Wiederherstellung eines Gleichgewichts zum Ziel gesetzt, sondern sie hielten vielmehr ein Sittengericht mit brutal wirtschaftlichem Hintergrund ab und statuierten ein abschreckendes Exempel. Ein freilich einseitiges, weil keine der Siegermächte auch nur im Traum daran dachte, sich selbst diesen neu aufgestellten Grundsätzen zu unterwerfen. Nichts aber ist verletzender für das Objekt einer solchen Behandlung als Gewaltpolitik im moralisierenden Gewande. Und nichts ist wahnwitziger als eine Politik, die statt Gleichgewicht zu schaffen, ein Ungleichgewicht etabliert, das nur ein „Gleichgewicht des Schreckens“ sein kann.

Zweierlei Moral, zweierlei Völkerrecht, das war und ist ein Schlag ins Gesicht der von linken Parteien notorisch zitierten Gerechtigkeit. Die Drachensaat von Versailles wuchs sich zur nächsten Urkatastrophe aus, sie vergiftete ein ganzes Jahrhundert. Dieser zynische Friede war die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln. Die damals den Deutschen aufgezwungenen Reparationen warfen nicht nur Mitteleuropa in wirtschaftliche Katastrophen. Die abgetrennten Gebiete erregten Abscheu und Zorn und provozierten einen weiteren Weltenbrand. Nach Clemenceau war ein solches Ereignis bereits auf der Rechnung der Sieger. Sollte das für den deutschen Raum das Armageddon bedeuten?
An dieser Stelle darf man fragen, ob sich Geschichte wiederholt? Man kann das mit Fug und Recht bezweifeln. Aber auf gleiche Fragen gibt sie sinnverwandte Antworten und beschämt die Akteure durch ihre historische Unwissenheit. Die führenden Politiker der Siegermächte von 1945 hatten zwar eine Ordnung in Europa im wahrsten Sinne des Wortes zertrümmert, aber sie waren nicht in der Lage gewesen auch nur die Fundamente einer neuen Ordnung zu legen.
Das Abendland hatte einmal eine europäische Idee. Es war die alles übergreifende Idee des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, eingebettet allein im Christentum. Hier verbanden sich Kultur und Geist mit sittlichen Werten wie Reichstreue und Kaiserherrlichkeit. Diese Idee umfasste ein Europa, das in vielen mit den Grenzen der heutigen Europäischen Union eins ist, in dessen Zentrum freilich Deutschland stand mit seinem Kaisertum, seinen Herrschaften, seinen freien Reichstädten und der Hanse, mit seinem selbstbewussten Bürgertum und den stolzen und wertschaffenden Zünften und Handwerkerständen. Dieses Europa hätte Vorbild auch für europäische Einigungsbemühungen nach dem Zweiten Weltkrieg sein können.
Es ist erstaunlich, daß kürzlich der Brüsseler Althistoriker, der Belgier David Engels, eine Lanze für das gerade vor 1000 Jahren gegründete Erste Reich von Heinrich I. brach. Jene Jahrhunderte abendländischer Geschichte waren nämlich nach seiner Auffassung weitgehend durch die nach außen wie nach innen hin friedfertige und doch wehrhafte Einigung des Kontinent geprägt: das knappe Jahrtausend, in dem das Heilige Römische Reich, später mit dem Zusatz „deutscher Nation“ ein Gebilde, das in seiner Blütezeit von der Nordsee über das Rhonetal bis ans Mittelmeer, östlich die Adria und bis vor Krakau über Danzig bis zur Memel an die Ostsee reichte. Unter diesem Überbau hielt es in einträchtiger Vielfalt zusammen; eine Erfolgsgeschichte, die auch andere Staaten inspirierte und auf grundlegenden Überzeugungen beruhte, die auch heute noch und wieder fruchtbar sein könnten. Denn während die Teilstaaten über maximale Autonomie verfügten und ihre Interessen in regelmäßigen Reichstagen abstimmten, sicherte die durch Wahlakt bestimmte Reichsspitze ausschließlich die militärische Verteidigung nach außen, die Streitschlichtung nach innen und die Gewährleistung jenes Mindestmaßes an Normen, die für eine wirtschaftliche wie kulturelle Hochblüte unabdingbar waren. Mit einer Lebensdauer von fast einem Jahrtausend war jenes Reich gewiss eine der erfolgreichsten Institutionen der europäischen Geschichte.

Und gerade zu Beginn des 21. Jahrhunderts, wo sich viele Vorhersagen George Orwells zu erfüllen scheinen, dürfte die innere Vielfalt jenes Staatswesens heute nicht mehr als Negativum erscheinen, sondern vielmehr als ein Garant einer zunehmend bedrohten Menschlichkeit, oder mit den Worten des Fürstprimas des 1806 gegründeten Rheinbundes, Karl Theodor von Dalberg, der einmal notierte, das Reich sei
„ein dauerhaftes gotisches Gebäude, das eben nicht nach allen Regeln der Baukunst errichtet ist, in dem man aber gut sicher wohnet.“
Diese Reichsidee ging schließlich in den Blutlachen und Bilderstürmen der französischen Revolution und dem Marschtritt der napoleonischen Heere, die ganz Europa in Angst und Schrecken versetzten, unter.
Als neues Nationalbewusstsein erwachte der Traum vom Reich wieder in und nach den Befreiungskriegen. Es schrieb in vieler Hinsicht bewährte Traditionen fort, wies zugleich dem Bürgertum, dem Handwerker und dem aufblühenden Stand des Arbeiters eine neue Rolle in einer sich wandelnden Gesellschaft zu.
Erinnern wir uns, was einmal war. Wer über Europas Zukunft vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges nachdachte, musste nach Berlin, Leipzig, München, Wien und Budapest reisen. Mitteleuropa war tatsächlich die Mitte Europas. Dieses singuläre Europa ging im Ersten Weltkrieg unter. Es war das Ende einer wegweisenden und hoch innovativen Epoche, die das Fundament für Fortschritt und Wohlstand war. Nicht nur in der Politik, sondern auch im Gesundheitswesen, Wissenschaften, Technik, Literatur, Musik, Architektur, Infrastruktur und bildenden Künsten. Die Mitte Europas zerbrach. Europa wurde darüber zu einem völlig schwammigen Begriff. Weitere deutsche und europäische Katastrophen waren die Folge. Erst ein verlorener Zweiter Weltkrieg, die totale Besetzung und planmäßig betriebene Zerstückelung und Demontage Deutschlands sowie die Verhöhnung wesentlicher Wertmerkmale unseres Volkes führten dazu, dass aus einem Jahrtausende alten Kulturvolk binnen weniger Jahrzehnte eine willenlose und leicht manipulierbare Masse namenloser Heloten wurde. Berechtigte Zukunftsangst und Opportunismus ersetzen heute Patriotismus, Vernunft und Selbstbewusstsein.
Der eingangs zitierte pastorale Bundespräsident hätte gut daran getan, zunächst einmal die verborgenen Kraftquellen unseres eigenen Volkes freizulegen und die Deutschen zu ermutigen, wieder den aufrechten Gang zu lernen und das Büßerhemd abzulegen. Die absurde Aufforderung, Deutschland solle in Europa „ausgedünnt und eingehegt“ (Joschka Fischer) werden, wäre das Ende der Reste unserer ohnehin zerfledderten deutschen Identität. Hätte er, nein, nicht den europäischen Patriotismus, sondern den europäischen Gedanken im deutschen Volk vertiefen wollen, hätte er sich zu unserem Vaterland mit seiner ganzen Geschichte bekennen und erst einmal das weiterhin gespaltene Volk der „Wessis“ und „Ossis“ zu einen helfen müssen – statt es in „Dunkeldeutschland“ und „Helldeutschland“ noch stärker zu polarisieren.
So aber tapste er einen Schritt ins Ungewisse, was bisweilen stolpern lässt. Wobei für viele ohnehin fraglich ist, ob das Europa seiner und der gegenwärtigen Obrigkeiten der Denkungsart in unserem Land und anderen europäischen Völkern überhaupt gut tut. Im Übrigen surft der derzeitige BUPRÄ auf derselben unseligen Welle der Humanitärbigotterie und Egalitärfrömmelei.
Das gegenwärtige Europa, das dieser Tage wieder lautstark ideologisch und manipulativ durchdekliniert wird, sucht sein Vorbild in den USA, die schon in den frühen Nachkriegsjahren angesichts des Kalten Krieges eine europäische Zusammenarbeit und danach die Römischen Verträge 1956 einforderten. Auch und vor allem Washington und New York spielen in diesem antieuropäischen Hick-Hack eine wichtige Rolle. Schon während des Zweiten Weltkrieges machten sich insbesondere um den späteren US- Präsidenten Eisenhower und seinen Außenminister John Foster Dulles einflussreiche Kräfte Gedanken und es reiften Überlegungen, wie nach dem Sieg die europäischen Staaten zu behandeln seien. Dulles war schon bei der Versailler Friedenskonferenz im Stabe des US-Präsidenten Wilsons dabei und schloss dort mit dem französischen Unternehmer Jean Monnet bleibende Freundschaft. Monnet, gilt heute als einer der „Väter Europas„; sein Monnet-Plan, der die Schaffung der Montanunion beinhaltete, soll in Abstimmung mit Dulles erarbeitet worden sein. Zudem verfiel man auf die Idee einer „Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft„. Dieser Begriff geht allerdings auf eine amtliche Veröffentlichung aus der NS-Zeit zurück, deren Herausgeber Reichswirtschaftsminister Walther Funk war. Die EWG war also eine US-amerikanische Initiative zur bleibenden Kontrolle Europas. Europa nicht zu stärken, sondern die ohnehin schwachen Staaten gegeneinander auszuspielen waren Ziel und Aufgabe dieser Pläne, die ab Mitte der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts in die Tat umgesetzt wurden. Dieses dubiose Geschäft erleben wir derzeit in einer neuen Variante.
Es galt damals aber nicht nur Front gegen den Osten zu machen, sondern ebenso wichtiges Ziel war und ist die europäische Mitte, d.h. Deutschland bis heute. Wie sagte schon Ende der 40er Jahre der damalige NATO-Generalsekretär Lord Ismay zu einer europäischen Zukunft , „man müsse die USA in Europa, die Russen draußen und die Deutschen unten halten“. Ich frage Sie, hat sich an diesem Grundsatz bis heute viel geändert? Und Zbigniew Brzezinski brachte es in seinem Buch „Die einzige Weltmacht“ auf den Punkt, als er zwar Deutschland als die stärkste Kraft in Europa beurteilte. Aufgrund seiner >jüngsten Vergangenheit< sah er im >Engagement für Europa die Grundlage für die nationale Erlösung, während es sicherheitspolitisch auf eine enge Bindung an Amerika nicht verzichten kann<. Da passen die schon in den 1920er Jahren ausgetüftelten Vorstellungen der Frankfurter Schule sowie die von Coudenhove-Kalergi gut ins Konzept und erfuhren mit den Römischen Verträgen eine Neuauflage. Horkheimer, Marcuse oder Adorno impften mit ihren abendlandfeindlichen kritischen Theorien den Deutschen und Europäern Schuld und Scham ein; ein Gift, dessen desorientierende Langzeitwirkung bis in die Gegenwart die Köpfe benebelt. So nimmt es nicht Wunder, dass die durchaus richtige Idee eines Europas im Sinne einer großen Familie unterschiedlicher Völker mit je eigener, unverwechselbarer Identität im Laufe der Jahrzehnte zu leeren Worthülsen verkommen ist. Erinnern wir uns Michael Gorbatschow und auch sein Nachfolger Putin plädierten geradezu leidenschaftlich, für ein „gemeinsames Haus Europa“. Ihre durchaus nachdenkenswerten Konzepte wurden aber von der >westlichen Wertegemeinschaft< verfälscht und in den Papierkorb getreten. Die Russen sollte eben > draußen bleiben< Wann immer heute einer der sog. Staatstragenden und Altparteien das Wort zum Thema „Europa“ ergreift, es sind seit einem halben Jahrhundert nur die sattsam bekannten Floskeln und leeren Worthülsen, mit denen das Wahlvolk bei Sonntagsreden zum Narren gehalten wird.
Immer deutlicher wird, dass den „Volksparteien“ in vielen Ländern unseres alten Kontinents das Volk davonläuft, dass die Altparteien abgewählt werden und wohl in Bälde ein kümmerliches Nischendasein fristen dürften.

An der Frage der Identität, an der Frage des Erhalts der Völker und ihrer Souveränität scheiden sich die Geister. In Zeiten wachsender Bedrohungen besinnen sich zunehmend Nachdenkliche auf nationale Kulturen und Traditionen, die in ihrer Gesamtheit die europäische Vielfalt ausmachen, auf die gemeinsame nationale und europäische Geschichte sowie den abendländischen Wertekanon.

Neue Gruppierungen greifen diese Fragen auf, melden sich zunehmend gebieterisch zu Wort und erweitern das politische Spektrum. Es scheint nach beinahe 70 Jahren drängt sich die längst überfällige Chance auf, sich für ein anderes Europa zu engagieren. Dazu tragen auch die problematischen Zustände in den USA bei, nachdem Letztere schon vor mehr als sieben Jahrzehnten die Idee der „Vereinigten Staaten von Europa“ in die Welt setzten (haben, doch bis heute darauf >vergaßen<, ihre Besatzungstruppen aus Europa abzuziehen, um sich auf ihren eigenen „melting pot“ mit all seinen Problemen zu konzentrieren.

Das ist ein Schmelztiegel mit Menschen aus aller Herren Länder, neben der Urbevölkerung der Indianer, die in Reservaten ihr Leben fristen oder die Millionen Nachfahren der Sklaven aus Afrika, deren vollständige Integration auch noch auf sich warten lässt.

Vielleicht glaubten die Masterminds hinter der EU, dass sich das deutsche Volk in Europa genauso leicht werde auflösen lassen, wie die deutschen Siedler in den USA, die in kürzester Zeit ihre Identität ablegten. Das Europakonzept der US-Volkspädagogen, Völkererzieher und Weltverbesserer scheint dazu nur schlecht geeignet.

Dass deutsche Politikerinnen und Politiker an diesen schon seit Jahrzehnten nicht durchführbaren Konzepten verbissen festhalten, zeugt von politischer Naivität, aber auch von der Zielstrebigkeit und Hartnäckigkeit ihrer atlantischen Konfidenten, die die ethnische Vielfalt und schöpferische Kraft dieses Europas seit dem 1. Weltkrieg unermüdlich unterminieren, und letztendlich ihre eigene noch ganz zerstören wollen.
Wer sich dessen bewusst wird, wird die Naturtatsache der Völker in die Debatte werfen und nach den Ursachen und Hintergründen Ausschau halten. Die Entstehungsgeschichte der Europiden ist in Dämmerlicht gehüllt. Die ersten Anfänge haben sich wohl schon bald nach der Völkerwanderung herausgebildet. Wir wissen von den neuen Lebensbereichen, den vier großen Sprachgruppen ( Romanischen slawischen, finn-ugrischen und germanischen), den Großfamilien, Stämmen und Volksgruppen, die sich wiederum als volksmäßige Mischungsprozesse in Räumen herausbildeten. Es vergingen Jahrhunderte, bis sie schließlich ins Licht der Geschichte traten als deutlich sichtbare und nicht mehr wegzudenkende Faktoren: die Deutschen, die Franzosen, die Engländer, die Spanier, die Portugiesen, die Italiener, die Russen, die Dänen, die Schweden, die Norweger, die Samen, die Schotten, Waliser und Iren; ja später auch die Abgesplitterten, die Holländer, die Flamen, die Schweizer. Schließlich die Polen, Tschechen, Slowaken, Ungarn, Rumänen, Bulgaren, Serben, Kroaten, Slowenen, Griechen, Letten, Esten, Litauer und Finnen – insgesamt eine eindrucksvolle Liste historischer Größen. Alle diese Völker wurden im Laufe der Jahrhunderte zu selbstbestimmten Nationen: Sie waren es nicht von Anfang an, sondern sie wuchsen als Volk biologisch, sprachlich ideell und schließlich auch politisch zusammen und entwickelten damit und dadurch das Gefühl untrennbarer Zusammengehörigkeit.
Diese Vergangenheit und ihre enge Verbindung mit natürlichen Vorgängen darf nicht vergessen werden, wenn es gilt Europas Gegenwart und seine Zukunft zu gestalten. Hier steht der politisch und geistig Denkende an einem Scheideweg. Jeder Versuch nämlich, dieses tausendjährige Leben der europäischen Nationen, der Völker, Volksgruppen und Stämme zu übersehen oder aus der Zukunftsrechnung streichen zu wollen – wie das die gegenwärtigen Hasardeure und Europaphantasten in Brüssel, Paris oder Berlin gerne tun, gehört der Welt der brandgefährlichen Illusionen an. Ist denn nicht gerade das heimatliche Gefühl der Geborgenheit und der Verbundenheit sowie des gemeinsamen Schicksals und der inneren Verpflichtung, das den europäischen Menschen mit seinem Volk, mit seiner Nation verbindet, eine Quelle der Zuversicht und Kraft?
Nein – die europäischen Völker, diese einzigartigen Gemeinschaften, diese Wurzeln aller europäischen Leistungen – sie können weder geleugnet noch können sie aufgelöst werden. Wer europäisch handeln will, muss in lebendigen Völkern und Volksgruppen, in Nationen und Nationalstaaten, nicht in toten Landstrichen oder Regionen denken, sonst ist seine Rechnung falsch und er muss scheitern. Das werden die Europhantasten jetzt erleben.
Das ist das Kernproblem heute. Die Brüsseler Eurokraten und die noch 28 Regierungen denken falsch, wenn sie glauben entgegen den Naturgesetzen erfolgreich handeln zu können. Das muss und das wird auf die Dauer wie in den Kunstgebilden Irak, Syrien, Jugoslawien oder Sowjetunion unter Umständen blutig enden. Es wird schon nicht mehr gehandelt sondern nur noch gewurstelt. Das jüngste geradezu hirnrissige Beispiel bieten der Schriftsteller Robert Menasse und die lange Jahre als glühende Kommunistin irrlichternde Nobelpreisträgerin für Literatur Elfriede Jelinek. In Erinnerung an die Ausrufung der Republik 1918 durch Philipp Scheidemann wollten sie an diesem 9. November 2018 von Balkonen zahlreicher Städte eine Europäische Republik ausrufen. Ist es Wahnsinn, hat es doch Methode. Aber die Schöpfung war stärker und das Wetter kalt und regnerisch. Aus der europäischen Republik der Schlagzeilen heischenden Menasse und Jelinek ist es also nichts geworden.

Zurück zur Vernunft: Vielleicht aber sind die enormen Leistungen und die so ungewöhnliche Schöpfungskraft der europäischen Menschen, die die Welt der Moderne aufgebaut haben, gerade von solchen Polaritätsverhältnissen, wie sie das so nahe Zusammenleben der Völker dieses Kontinents mit so ausgeprägten Eigenarten auf so engem Raum mit sich gebracht hat, befruchtet worden?
Seien wir uns darüber im Klaren, wer Europa künftig gestalten will, muss die Tatsachen aus seiner mehrtausendjährigen Geschichte erkennen und dem Rechnung tragen. Ein Überleben Europas ist nur in seiner Vielfalt möglich. So schwierig diese Einsicht auch scheint, sie allein weist den Weg aus der Krise unserer aus den Fugen geratenen neurotischen Zeit.
Ein alternatives Europa würde demgemäß an die Stelle des gegenwärtigen völlig unkontrollierten Einigungsprozesses treten, der nur hilfloses Stückwerk ist und stattdessen einen einmaligen definitiven Verfassungsentwurf setzen. Der bereits zitierte Historiker David Engels hat einige Grundsätze für ein künftiges Europa erarbeitet, die in vieler Hinsicht eine Erneuerung des alten Reiches unter dem Blickwinkel des 21. Jahrhundert bedeuten würden.

So wiederholten die Kapputtmacher von 1945 die Fehler der Lloyd George, Clemenceau und Wilson. Churchill, Truman und Stalin restaurierten und arrondierten gegen Deutschland und zum eigenen Vorteil die äußeren Zustände von vor 1938. Während infolge von Versailles die damaligen Siegermächte nur verhältnismäßig kurze Zeit deutsches Hoheitsgebiet besetzten, haben es sich die Westalliierten auf mitteleuropäischem Hoheitsgebiet seit über 70 Jahren behaglich eingerichtet und bestimmen deshalb auch seit drei Generationen die europäischen Koordinaten.
Noch in Versailles wähnten sich die alten europäischen Mächte als unüberwindbare Sieger und Herr des Verfahrens, sie wurden jedoch in Jalta und Potsdam eines Besseren belehrt. Die frühen „Globalplayers“, Roosevelt und Stalin verwiesen Churchill und de Gaulle an den Katzentisch der Weltpolitik. Dort schmort Europa noch heute. Die Ankündigungen des gegenwärtigen US-Präsidenten und sein nicht zu übersehendes Desinteresse an Europa, sollte verantwortungsbewusste Staatsmänner veranlassen, nach einer neuen Rolle für dieses Europa zu suchen statt konfus wie ein aufgescheuchter Hühnerhof sinn-und zwecklos alten Wein in neue Schläuche zu gießen.

Die äußeren Wunden, die Versailles unserem Kontinent zugefügt hat, und in die in Jalta und Potsdam wiederum Salz gestreut wurde, beginnen seit 1990 durch die tektonischen Verwerfungen der europäischen Landkarte langsam zu heilen.
„Der Narben lacht, der Wunden nie gespüret“
lehrt uns Shakespeare.
Retorten-Staatengebilde zerfielen und versanken in den vergangenen Jahrzehnten im Dämmer der Geschichte. Alte oft vergessene Völker meldeten sich gebieterisch zu Wort und gründeten alte Staaten neu, pochen auf ihre Souveränität und fordern ihren Platz im Konzert der europäischen Mächte. Diese Nationen können das Salz in der noch immer trüben Suppe sein. Es macht Mut, daß sich Europa – wenn auch nur auf leisen Sohlen – vom Versailler Sündenfall entfernt und auf der Suche nach neuen Ufern ist.
Schaut man aus dem 21. Jahrhundert nüchtern aber kritisch auf das letzte saeculum und die europäischen Visionen und seine Wirklichkeit zurück, wird man die tiefere Bedeutung jenes Satzes erkennen, der lapidar feststellt, daß Unrecht wieder neues Unrecht gebiert. Dies betrifft Versailles und St. Germain ebenso wie Jalta und Potsdam. Im Potsdamer Abkommen von 1945 suchen wir den Begriff „Friedensordnung“ vergeblich. Die Sieger von damals wussten warum. Das ist und bleibt die Kernfrage der Versöhnung und Zukunft unseres Kontinents. Hier einen Schnitt zu allem Unrecht, begangen an der Grundtatsache von der Verschiedenartigkeit der Völker zu machen, einen Schlußstrich zu ziehen und stattdessen durch eine europäische Völkerordnung eine dauerhafte Friedensordnung zu etablieren, das ist Notwendigkeit einer gemeinsamen Politik aller europäischen Völker. Sie ließe die Brüsseler Schnullerfetischisten, Gurkenbegradiger und Glühlampendreher alt aussehen, die sie nicht an weltfremden und lebensfernen Illusionen, sondern an der Wirklichkeit der Welt der Völker Europas und an den ehernen Naturgesetzen orientieren würde.

Der große Franzose, Charles de Gaulle hat den Kern der Debatte um die Zukunft Europas auf den Punkt gebracht:
„Welch tiefer Illusion…muss man verfallen, um glauben zu können, europäische Nationen, …deren jede ihre eigene Geographie, ihre Geschichte, ihre Sprache, ihre besondere Tradition und Institution hat, könnten ihr Eigenleben ablegen und nur noch ein einziges Volk bilden?“
Ich danke Ihnen
Hat dies auf Flieger grüss mir die Sonne und grüss mir den Mond… rebloggt.
Sehr geehrter Herr Sudholt, Ihr Beitrag sollte noch heute ausgedruckt und im Bundestag, an Schulen und Universitäten verteilt werden. Als Obligat für alle Umfärber, Verbieger, Leugner, Lügner und Selbsthasser. Geschichtsfälschung hatte nach 1945 sowohl im Westen als auch im Osten Hochkonjunktur. Je neuer die Berichte über die Zeit 1871 bis 1945 sind, desto dreister sind sie erlogen.Der Nationalmasochismus feiert insbesondere im Westteil der BRD fröhliche Urständ. Ein Zufall, dass drei große Monarchien im Zuge des WK I „verschwanden“? Ein Zufall, dass sich anglo-und frankophone Kriegstreiber vereint auf das vermeintlich kriegslüsterne Deutschland stürzten? Ein Zufall, die hinterlistige Diplomatie, welche die Friedensbemühungen Deutschlands immer wieder auf perfideste Art hintertrieb? Was weder 1918 noch 1945 gelang, scheint nun Wirklichkeit zu werden, die Vernichtung unseres Heimatlandes. Mit Hilfe der oben genannten üblichen Verdächtigen, die auch noch 2017 mit 87 Prozent vom Wähler dazu ermächtigt worden sind. Finis Germania?